Hybrides Arbeiten: Wie machen das andere Unternehmen?

3. November 2025|7 min|

Wir haben nachgefragt beim Logistikunternehmen Hellmann. Über Akzeptanz, Zufriedenheit, soziale Isolation und Tools bei hybrider Arbeit.

Hybrides Arbeiten: Eine Frau arbeitet an ihrem Laptop in einem Cafe

Das Logistikunternehmen Hellmann Worldwide Logistics ermöglicht seinen Mitarbeitenden mobiles Arbeiten – und tat das schon lange vor der Coronapandemie. Daher konnte das Unternehmen über einen langen Zeitraum Erfahrungen mit hybriden Arbeitsformen sammeln. Sorgfältige Planung und Unterstützung durch passende Tools und Partner machen möglich, wonach andere streben: effizient sowohl im Büro als auch im Homeoffice zu arbeiten.

Heute arbeitet das Unternehmen daran, weitere Berufe in der Logistik auf hybrides Arbeiten vorzubereiten. Was dabei zu beachten ist und wie Mitarbeitende für ihre physische Fitness sowie ihre mentale Gesundheit immer die beste Unterstützung erhalten, erklärt Adam Pietzka, BGM-Manager bei Hellmann Logistics im Artikel.

Hybrides Arbeiten – was ist das überhaupt? Eine Definition

Hybrides Arbeiten ist eine zeitgemäße Form der flexiblen Arbeitsorganisation in Unternehmen. Es erlaubt zeit- und ortsunabhängiges Zusammenarbeiten. Beschäftigte müssen nicht mehr täglich vor Ort erscheinen. Sie können einen Teil ihrer Arbeitszeit im Büro und einen Teil außerhalb des Büros arbeiten. Das Arbeitszimmer zu Hause, das „Homeoffice“, wird dabei ein weiterer möglicher Arbeitsort. Dank effizienter digitaler Tools können Teammitglieder aber auch von unterwegs aus flexibel arbeiten. Beim hybriden Arbeiten geht es jedoch nicht nur um den Arbeitsort. Auch die Arbeitszeiten können Mitarbeitende dabei individuell und frei einteilen. Eine etwas längere Mittagspause für private Termine kann durch die entsprechende Zeit am Abend ausgeglichen werden. Gerade Eltern mit Kindern schätzen die Flexibilität und können den Familienalltag besser managen. Hybrides Arbeiten ermöglicht eine grundsätzlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Welche Vor- und Nachteile hat hybrides Arbeiten?

Hybrides Arbeiten oder Remote-Arbeiten, wie es auch genannt wird, hat viele Vorteile. Konsequent umgesetzt, spart es für Unternehmen außerdem Büroräumlichkeiten und damit Kosten. Aber es gibt auch Herausforderungen, die Unternehmen und Mitarbeitende bedenken sollten. Doch effizientes Arbeiten klappt, wenn es sorgfältig geplant und mit den passenden Tools umgesetzt wird. 

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Hybrides Arbeiten ermöglicht es Mitarbeitenden, Beruf und Privatleben besser zu koordinieren. Dies macht sie produktiver und zufriedener. Für viele Bewerbende ist die Möglichkeit, hybrid arbeiten zu können, heute ein wesentliches Entscheidungskriterium.”

Adam Pietzka, BGM-Manager bei Hellmann Worldwide Logistics

Unternehmen können die Verteilung zwischen Anwesenheit und Homeoffice dabei selbst festlegen, beispielsweise 40 zu 60 oder 80 zu 20 sind weit verbreitete Modelle. Wir bei Hellmann haben dazu eine Betriebsvereinbarung. Damit sind die Regeln für alle Beteiligten klar.

Welche Vorteile hat hybrides Arbeiten?

Die Vorteile von hybridem Arbeiten liegen auf der Hand:

    • Höhere Zufriedenheit der Angestellten
    • Höhere Attraktivität als Arbeitgeber
    • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
  • Größere Flexibilität
  • Deutlich größerer Bewerberpool, da keine tägliche Präsenz gefordert wird

Welche Herausforderungen bringt hybrides Arbeiten mit sich?

Entscheiden sich Mitarbeitende dazu, überwiegend aus dem Homeoffice zu arbeiten, kann dies jedoch auch zu Herausforderungen führen – sogar wenn eigentlich alle Prozesse laufen. Durch den fehlenden Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen spüren Mitarbeitende im Homeoffice oft nach einer Weile

  • eine deutliche soziale Isolation,
  • sinkende Motivation und
  • sie sind in der Folge weniger zufrieden.

Dies kann sogar zu psychischen Problemen führen.

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Meine Erfahrung: Es ist für die meisten Angestellten wichtig, dass sie sich auch direkt im Büro treffen. Das merke ich in jedem Team.“

Adam Pietzka, BGM-Manager bei Hellmann Worldwide Logistics

Warum setzt Hellmann auf hybrides Arbeiten?

Wir bei Hellmann hatten früh das Ziel, hybrides Arbeiten als moderne Arbeitsform zu etablieren. Dabei hatten wir konkrete Erwartungen. Und die haben wir tatsächlich umsetzen können:

  • Das Unternehmen steigert seine Attraktivität als Arbeitgeber. Den Einfluss auf das Employer Branding stellen wir im gesamten Recruiting-Prozess fest, vor allem bei Bewerbungsgesprächen.
  • Die Mitarbeiterbindung wird dadurch stärker und auch die Mitarbeitermotivation lässt sich durch hybrides Arbeiten fördern.
  • Wir konnten den Pool an Bewerbenden damit erheblich ausweiten. Wenn mobiles Arbeiten möglich ist, kommen für Jobsuchende auch Jobs infrage, die weiter vom Wohnort weg liegen.

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Wir machen gute Erfahrungen: Die Mitarbeitenden sind produktiver und geben gutes Feedback.“

Adam Pietzka, BGM-Manager bei Hellmann Worldwide Logistics

Hybrid arbeiten für weitere Tätigkeiten: Wir bei Hellmann versuchen, die Voraussetzungen zum hybriden Arbeiten für immer mehr Berufe zu etablieren

Auch für Berufe, in denen hybrides Arbeiten bisher noch keine gängige Praxis ist, versuchen wir, die Voraussetzungen zu schaffen. Wir sind offen für Innovationen und neue Ansätze. Beispielsweise gibt es heutzutage auch Stapler oder Geräte auf dem Markt, die in einem Lager fahren können, ohne dass eine Person dabei sein muss. Sie lassen sich auch von zu Hause aus bedienen – dazu laufen schon Pilotprojekte. Wir versuchen da im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen möglichst gute, innovative Lösungen zu finden und so mit der Zeit zu gehen.

Wie geht es Mitarbeitenden mit hybridem Arbeiten? Und was ist mit der täglichen Bewegung, wenn der Weg zum Büro entfällt?

Eine Gruppe von Mitarbeitenden gehen zusammen durch das Büro.

Wer keinen Weg mehr zur Arbeit hat – ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad –, vermisst unter Umständen schnell die tägliche Bewegung. Daneben können durch Arbeit im Homeoffice auch Fragen zur psychischen Gesundheit aufkommen.

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Engagierte Führungskräfte merken relativ schnell, wenn sich Probleme entwickeln, und gehen mit den Beschäftigten auch digital ins Gespräch.“

Adam Pietzka, BGM-Manager bei Hellmann Worldwide Logistics

Eine gesundheitsbewusste Führung hat das Team im Blick. Unternehmen können hier auch unterstützen – beispielsweise mithilfe von

  • Partnerunternehmen
    Partner können dabei etwa Anbieter von Job-Fahrrädern, ergonomischen Büromöbeln, gesundheitsbewussten Kantinenangeboten oder Coachings in den Bereichen Gesundheit und Stressmanagement sein.
  • Anbietern von Firmenfitness 
    Anbieter von Firmenfitness wie Hansefit ermöglichen Unternehmen, ihren Mitarbeitenden Angebote zu machen für Sport-, Wellness- und Gesundheit. Sie bieten MitarbeitendenMitarbeitern damit den Zugang zu einem sehr breiten Angebot.
  • Employee Assistance Programm (EAP) mit einer Hotline
    Ein Employee Assistance Program (EAP), auch Externe Mitarbeiterberatung genannt, ist eine Maßnahme innerhalb des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Es ist eine Kurzzeitberatung zu gesundheitlichen, beruflichen oder persönlichen Themen, die eine akute Herausforderung für Mitarbeitende sind. Die Gespräche – telefonisch oder digital geführt – können entlasten, die Resilienz stärken und Lösungen aufzeigen.
  • oder einem Gesundheitsportal.
    Dies ist eine Learning-Plattform zum Thema Gesundheit mit vielen spannenden Themen zu mobilem Arbeiten oder ergonomischen und sonstigen Einstellungen der Arbeitsplätze. Beschäftigte können sich dort digital informieren.

Anbieter wie Hansefit bieten beispielsweise ein vielfältiges Angebot an Sport-, Wellness- und Gesundheitsangeboten:

Dies sind effektive Angebote gegen Bewegungsmangel, Einsamkeit oder Isolation sowie andere Herausforderungen für die psychische Gesundheit. Denn oft ergeben sich solche Probleme, wenn Mitarbeitende einen großen Teil ihrer Arbeit im Homeoffice verbringen.

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Aktuell steigen die Krankenstände unglaublich stark an. Unternehmen haben deshalb gar keine Wahl. Sie müssen wirtschaftlich orientiert und produktiv sein. Wer eine zufriedene Mitarbeiterschaft wünscht, muss sie motivieren und Innovation fördern. Deshalb müssen Unternehmen BGM-Maßnahmen anbieten.“

Adam Pietzka, BGM-Manager bei Hellmann Worldwide Logistics

Zwei Mitarbeitende sitzen zusammen auf einer Bank im Büro und besprechen sich.

Was sollten Führungskräfte beim hybriden Arbeiten beachten?

Über Krankheitstage wird meistens negativ gesprochen: Man hört immer wieder davon, Karenztage einzuführen oder die Entgeltfortzahlung für Angestellte zu streichen. Dabei geht es letztlich darum, Mitarbeitende zu bestrafen. Die Vorstellung dahinter: Diese hätten einfach keine Lust zur Arbeit zu kommen, wenn sie sich krank melden.

Vielleicht sollten wir die Sicht aber einfach einmal umdrehen: Eine entspanntere Sicht der Dinge wäre beispielsweise, zu überlegen, wie sich die Arbeitsbedingungen für Angestellte verbessern lassen. Was können Unternehmen tun, um diese positiv zu beeinflussen und dadurch weniger Krankentage zu haben?

Dafür muss ein Unternehmen aufmerksame Führungskräfte haben. Entsprechende Tools zeigen auf, wie oft jemand krank ist und ob sich das Unternehmen Sorgen machen muss. Unsere Führungskräfte gehen dann immer ins Gespräch, das ist Teil einer gesunden Mitarbeiterführung

Was sollten Unternehmen klären, wenn sie hybrides Arbeiten etablieren möchten?

Eine Frau arbeitet während ihr Hund neben ihr sitzt.

Unternehmen brauchen geeignete Tools zur Zusammenarbeit. Das sind vor allem digitale Tools für die Kommunikation und die Koordination der Arbeit. Mittlerweile arbeiten wir – ob im Büro oder aus dem Homeoffice – auch mit internationalen Teams zusammen. Auch dafür brauchen wir diese Programme.

Welche Tools und Vereinbarungen braucht es, damit die Zusammenarbeit beim hybriden Arbeiten klappt?

Damit hybrides Arbeiten klappt, brauchen Unternehmen folgende Werkzeuge:

  • Eine Betriebsvereinbarung. Sie ist eine gute Grundlage zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung und legt klare Regeln fest. Mitarbeitende und Führungskraft können sich daran orientieren.
  • Klare Kommunikationswege – Führungskräfte sollten trotz Remote-Arbeit eine gewisse Nähe zwischen den Teams schaffen.
  • Tools für die asynchrone Zusammenarbeit.
  • Kanäle für eine reibungslose Kommunikation.
  • Eine zuverlässige Dokumentation der Arbeit.
  • Jederzeit für alle Teammitglieder zugängliche Informationen.
  • VPN-Zugänge.
  • Wake-up-Call oder Frühstücksrunden für informelle Besprechungen im Team.

Ganz wichtig: Entscheidend ist bei hybridem Arbeiten aus meiner Sicht, Vertrauen in die eigenen Angestellten zu haben. Dann fühlen sich Teammitglieder wertgeschätzt und übernehmen gern Verantwortung für ihre Aufgaben. So gelingt dann auch hybrides Arbeiten in Unternehmen.

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