Die Corona-Pandemie stellt nicht nur Arbeitnehmer*innen vor große Herausforderungen. Auch Arbeitgeber müssen immer kreativer werden, um ihre Mitarbeiter*innen mit den Maßnahmen für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zu erreichen. Welche Rolle dabei die pandemiebedingten Einschränkungen spielen? Wie es sich mit den psychischen Belastungen verhält? Und wie das Firmenfitness-Konzept von Hansefit dabei hilft? Adam Pietzka, BGM-Beauftragter bei Hellmann Worldwide Logistics, gibt spannende Einblicke.
Welche Bedeutung hat das Thema BGM in Ihrem Unternehmen?
Adam Pietzka (Betriebliches Gesundheitsmanagement bei Hellmann Worldwide Logistics): „Die Gesundheit der Beschäftigten ist für Hellmann ein zentrales Thema. Bereits seit 2011 bieten wir unseren Mitarbeiter*innen ein strukturiertes und umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an. So fördern wir neben der Leistungsbereitschaft auch den Innovationsgeist im Unternehmen.“
Welche Herausforderungen müssen Sie derzeit meistern?
Adam Pietzka: „Aktuell ergeben sich viele Herausforderungen hinsichtlich der körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheit unserer Beschäftigten: Eine hohe körperliche Belastung ergibt sich z.B. aus der Kombination unterschiedlicher Schutzmaßnahmen, wie die Verlagerung des Arbeitsortes ins Homeoffice, die Schließung von Fitnessstudios und fehlende Breitensportmöglichkeiten sowie weggebrochene allgemeine Freizeitangebote. Wir beobachten, dass dadurch die körperliche Aktivität abnimmt und gleichzeitig Muskel-Skelett-Beschwerden durch Fehlhaltungen und mangelnde Ausgleichsübungen zunehmen.
Eine weitere Herausforderung ergibt sich durch die Beschränkungen von privaten und beruflichen Kontaktmöglichkeiten, der Anpassung an neue Arbeitsformen und -bedingungen sowie die allgemeine Verunsicherung durch die Pandemie. Das alles sorgt dafür, dass mehr Beschäftigte psychischen und sozialen Risikofaktoren und Erkrankungen ausgesetzt sind, wie z.B. Ängsten, Depressionen oder Verhaltensstörungen.“
Führt dies zu gewissen Distanzierungen?
Adam Pietzka: „Aus diesen Gründen ergibt sich auch die größte Anforderung an unser BGM: Wie erreichen wir unsere Beschäftigten auch über die Distanz hinweg? Um ein breites digitales und zielgruppenorientiertes Unterstützungsangebot zu etablieren, haben wir unsere digitalen Möglichkeiten (Intranet, Microsoft Teams etc.) analysiert und bereits weitreichende Angebote geschaffen. Das reicht von gemeinsamen digitalen Mittagspausen über Beratungsangebote zu unterschiedlichen gesundheitsrelevanten Themen bis hin zu virtuellen Sportangeboten u.a. von Mitarbeiter*innen für Mitarbeiter*innen.“
„Wir analysieren regelmäßig die Gesundheitssituation.“
(Adam Pietzka, Hellmann Worldwide Logistics)
Welche Rolle spielen psychische Belastungen aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen?
Adam Pietzka: „Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) beschreibt in einem Fachbeitrag zur psychischen Belastung und Beanspruchung von Beschäftigten während der Corona-Pandemie, dass Beschäftigte auf die außergewöhnlichen Umstände unterschiedlich reagieren. Beispielsweise durch vermehrtes Auftreten von körperlichen Symptomen (Kopfschmerzen, Schlafprobleme, erhöhter Blutdruck) oder durch emotionale und kognitive Einschränkungen (Gereiztheit, Gedankenkarussell, Stress). Aus eigenen Analysen geht hervor, dass zudem auch familiäre und private Themen eine große Rolle spielen, z. B. Streit in der Partnerschaft/Familie, Einsamkeit oder Überforderung bei der Kinderbetreuung.
Wir analysieren regelmäßig die Gesundheitssituation unserer Beschäftigten in Form unseres Gesundheitsberichtes, integrieren dabei aktuelle Studienergebnisse und Trends und entwickeln daraufhin in Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern Konzepte, um zielgerichtet und themenkonzentriert Unterstützungsangebote zu schaffen. Interne Partner sind dabei z. B. die Geschäftsleitung, der Betriebsrat, der Arbeitsschutz oder die Weiterbildungsabteilung.“
Mit welchen Maßnahmen unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter*innen konkret?
Adam Pietzka: „Um unsere Beschäftigten in diesen Zeiten zu unterstützen, bieten wir auf Basis zugrunde liegender Analysen unterschiedliche Angebote an. Ein sehr wichtiges Instrument sind unsere betrieblichen psychosozialen Mitarbeiter- und Führungskräfteberatungen, die den Mitarbeiter*innen in den Regionen West und Nord bereits persönlich vor Ort sowie digital für alle individuellen Problemstellungen zur Verfügung stehen. Kostenlos und anonym. Neben persönlichen Gesprächen oder Präsentationen des Angebots im Rahmen von Schichtansprachen entwickeln die Kolleg*innen der sog. Impulsberatungen auch Podcasts, digitale Workshops und Entspannungsübungen, um flächendeckend möglichst alle Mitarbeiter*innen zu erreichen. Gleichzeitig arbeiten wir an einer deutschlandweiten Ausweitung der Impulsberatung, damit jeder Hellmann-Beschäftigte vor Ort das Angebot analog in Anspruch nehmen kann.
Zudem stellen wir unseren Mitarbeiter*innen diverse eLearnings zur Verfügung, die sich speziell auch mit aktuellen Themen befassen, wie z. B. „Flexibel und Gesund im Homeoffice arbeiten“, „Arbeiten mit Kindern im Homeoffice“ oder „Führung von Mitarbeiter*innen im Homeoffice“. Ziel ist es hier, ressourcenorientiert Kenntnisse und Fähigkeiten unserer Beschäftigten zu unterstützen. Flankiert werden diese Maßnahmen zudem durch digitale soziale Angebote, wie z. B. digitale Kochkursen oder virtuelle Team-Events.
Und natürlich haben auch unsere Firmenfitness-Angebote von Hansefit durch die unterschiedlichen digitalen Sport- und Entspannungsangebote, wie z. B. die Meditations-App oder das Online-Yoga, dazu beigetragen, dass unsere Mitarbeiter*innen mit Belastungen besser umgehen können.“
„Ich bin positiv überrascht von der Handhabe und den Effekten der Apps.“
(Adam Pietzka, Hellmann Worldwide Logistics)
Können Sie hier ins Detail gehen?
Adam Pietzka: „In dieser herausfordernden Zeit ist ein sportlicher Ausgleich bzw. die Stärkung der körperlichen und damit auch mentalen Fitness ein wichtiger Resilienzfaktor. Der Lockdown ließ nahezu alle präsenzbasierten Fitnessangebote ausfallen, was ein herber Schlag für unsere Belegschaft war.
Wir hatten das Glück, dass Hansefit bereits im ersten Lockdown im März 2020 dafür gesorgt hat, dass unsere trainingsberechtigten Mitarbeiter*innen an einem Online-Fitnessstudio-Programm teilnehmen konnten. Das Angebot hatte den Vorteil, dass es rund um die Uhr genutzt werden konnte, eine große Auswahl bot und die Kolleg*innen sich das frei einteilen konnten. Im Laufe des Jahres hat Hansefit weitere Angebote integriert, wie z. B. Online-Yoga, das Intervallfasten von Eckardt von Hirschhausen oder die Meditations-App Balloon.
Ich persönlich habe die App-Angebote des Intervallfastens und der Meditation ausprobiert und war überrascht über die einfache Handhabe und den gesundheitlichen Effekt nach längerer Nutzung. Außerdem muss ich sagen, dass jede Abwechslung und Herausforderung in dieser Zeit herzlich willkommen ist und es zusätzlich Spaß macht, sich mit Kolleg*innen über Fortschritte und auch lustige Anekdoten auszutauschen. Von den Kolleg*innen kam auch sehr gutes Feedback bzgl. des Angebots und es wurde als zusätzliche Arbeitgeberleistung positiv wahrgenommen.“
Wie können Arbeitnehmer*innen heutzutage motiviert werden, eigenverantwortlich das Arbeits- und Privatleben in Einklang zu bringen?
Adam Pietzka: „Eine pauschale Antwort auf diese Frage zu geben ist schwierig. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir als Unternehmen und als betriebliche Gesundheitsexperten ganz nah an den Bedürfnissen unserer Beschäftigten sein müssen, da diese sich durch viele betriebliche und private Faktoren stetig verändern. Aus unserer Erfahrung ist es wichtig, zu verstehen, was Mitarbeiter*innen in ihrem Arbeitsumfeld unter Beachtung ihrer persönlichen Fähigkeiten brauchen, um effektiv und motiviert arbeiten zu können.
Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Führung von Mitarbeiter*innen. Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Empathie und weitere Schlüsselfähigkeiten der Führungskraft tragen dazu bei, dass Mitarbeiter*innen optimal gefördert und gefordert werden. In diesen Baustein zu investieren, ist essenziell für Unternehmen und hat mitunter den größten Effekt auf die Eigenverantwortung und die Work-Life Balance. Wichtig dabei ist es, ein ehrliches Interesse an den Mitarbeiter*innen zu haben und durch Führung wesentliche Themen wie Handlungsspielräume, Eigenverantwortung und Sinnhaftigkeit der Arbeit zu fördern. Aus diesem Grund bieten wir unseren Führungskräften neben umfassenden allgemeinen Führungskräfteschulungen eine spezielle Seminarreihe „gesundes Führen“ an.
Daneben sind niedrigschwellige Beratungsleistungen, vor allem bei der individuellen, psychosozialen Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung wichtig, welche die Mitarbeiter*innen ressourcen- und situationsbezogen unterstützen und Empowerment fördern.
„Wir müssen Gesundheitsangebote anders denken.“
(Adam Pietzka, Hellmann Worldwide Logistics)
Welche Benefit-Trends zeichnen sich Ihrer Meinung nach ab und was sollte ein Arbeitgeber anbieten?
Adam Pietzka: „Durch die Corona-Pandemie haben wir erkannt, dass wir Gesundheitsangebote anders denken müssen und dass die digitale Welt neben Risikofaktoren und Belastungen auch Chancen bietet, Mitarbeiter*innen niedrigschwellig mit unterschiedlichen Gesundheitsthemen zu erreichen. In einer Welt, in der nahezu jeder mit einem Handy ausgestattet ist, Podcasts und Videos sich großer Beliebtheit erfreuen und Sport von zu Hause aus gesellschaftsfähig geworden ist, können moderne Arbeitgeber diese Trends und Entwicklungen nutzen, um neben ihren Präsenzangeboten einen ganzheitlicheren Gesundheitsschutz zu bieten und auch neue Zielgruppen anzusprechen – insbesondere, wenn wie bei Hellmann auch über die Pandemie hinaus das mobile Arbeiten weiterhin forciert werden soll.
Dieser digitale Trend wird nicht mehr aufzuhalten sein und sich auch in den Freizeitbereich übertragen. Wichtig dabei ist aber, eine realistische Erwartungshaltung zu entwickeln und über Risiken bei der Nutzung aufzuklären. So können beispielsweise über digitale Sport-Angebote zwar theoretisch mehr Kolleg*innen erreicht werden, wobei im Vergleich zu analogen Aktivitäten wie z.B. im Fitness-Studio, gleichzeitig die Verbindlichkeit der Teilnahme sinken kann. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass die Beteiligung an digitalen Sport-Sessions außerhalb der direkten Kontrolle des Trainers liegt, sodass bei falscher Umsetzung ein größeres Verletzungsrisiko besteht.
Ein weiterer Trend zeichnet sich hinsichtlich einer gesteigerten Bedeutung der Persönlichkeitsentwicklung ab, weil sich viele Menschen während der Pandemie stärker mit sich und den eigenen Bedürfnissen, Zielen und Vorstellungen auseinandergesetzt haben. Als attraktiver Arbeitgeber ist es ratsam, diese Entwicklung zu fördern und Mitarbeiter*innen Angebote zur Verfügung zu stellen, um dem Grundbedürfnis, sich weiterzuentwickeln, entsprechen zu können. Dies ist als langfristige Investition zu verstehen, denn in die Fähigkeiten von Mitarbeiter*innen zu investieren, steigert nachhaltig die Motivation und die Produktivität.
Der dritte Trend leitet sich aus dem Grundbedürfnis nach körperlicher Aktivität ab. Sobald die Corona-Pandemie überwunden ist, wird sich der Drang verstärken, vermehrt auch wieder in der analogen Gemeinschaft Sport zu treiben. Hier können auch Arbeitgeber ihren Beitrag leisten und damit punkten. Frei nach dem Motto: „In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist!“ bieten unterschiedliche Gesundheitsaktionen einen großen Mehrwert, den Beschäftigte zu schätzen wissen. Hier bietet sich das breit gefächerte Angebot von Hansefit an.“